Zwei Psychologen die unabhängig von einander den kreativen Denkprozess entdeckten und sehr ähnlich beschrieben:
J.P. Guilford (1897–1987) war ein bedeutender amerikanischer Psychologe, der vor allem für seine Arbeiten zur Erforschung der menschlichen Intelligenz und der Einführung des Begriffs des divergenten Denkens bekannt ist. Guilford unterschied divergentes Denken, das für kreative Prozesse verantwortlich ist, von konvergentem Denken, das auf die logische Lösung von Problemen abzielt.
Guilford unterschied diese Denkweisen, um die Vielfalt der kognitiven Fähigkeiten zu betonen und deren Bedeutung für verschiedene intellektuelle und kreative Prozesse hervorzuheben.
Divergentes Denken (laterales Denken - De Bono)
Guilford beschreibt divergentes Denken als einen kreativen Denkprozess, bei dem eine Vielzahl unterschiedlicher Lösungen für ein Problem entwickelt wird. Es ist dadurch gekennzeichnet, dass es Offenheit, Flexibilität und Originalität fördert. Divergentes Denken zielt darauf ab, neue und innovative Ideen zu generieren, anstatt sich auf eine einzige Lösung zu konzentrieren.
Konvergentes Denken (lineares Denken - De Bono)
Im Gegensatz zu dem divergenten Denken bezeichnet Guilford das konvergente Denken als einen logischen, analytischen Denkprozess, bei dem der Fokus darauf liegt, die bestmögliche oder einzig richtige Lösung für ein gegebenes Problem zu finden. Dieser Prozess ist linear und strukturiert, nutzt vorhandenes Wissen und Regeln, um zu einer eindeutigen Lösung zu gelangen.
Edward de Bono (1933–2021) war ein maltesischer Psychologe, Mediziner und Autor, der international als Pionier auf dem Gebiet der kreativen Denkprozesse bekannt wurde. Er prägte den Begriff des lateralen Denkens, das eine Methode darstellt, um konventionelle Denkmuster zu durchbrechen und neue, innovative Lösungen zu entwickeln.
De Bono betonte, dass während lineares Denken in vielen alltäglichen Situationen effektiv ist, laterales Denken notwendig ist, um innovative und kreative Lösungen zu entwickeln, die über das hinausgehen, was durch rein logisches Denken erreicht werden kann.
Lineares Denken (konvergentes Denken - J.P. Guilford)
Im Gegensatz zum lateralen Denken definiert De Bono lineares Denken als einen schrittweisen, logischen Denkprozess, der einer klaren Abfolge von Gedanken folgt. Lineares Denken ist sequentiell, methodisch und basiert auf Ursache-Wirkungs-Beziehungen. Es zielt darauf ab, durch eine geordnete, vorhersagbare Folge von Schritten zu einer Lösung zu gelangen.
Laterales Denken (divergentes Denken - J.P.Guilford)
De Bono beschreibt laterales Denken als eine kreative Denkweise, die darauf abzielt, eingefahrene Denkmuster zu durchbrechen und Probleme durch unkonventionelle, oft unerwartete Ansätze zu lösen. Dieses Denken fördert das „Denken außerhalb der Box“ und ermöglicht es, durch Perspektivenwechsel und das Infragestellen bestehender Annahmen neue und innovative Lösungen zu finden.
Grundsätzlich unterscheiden sich divergent denkenden Menschen von linear denkende Menschen in verschiedenen Aspekten ihrer Wahrnehmung, Denkweise, im Erleben sowie im Erkennen und Lösen von Problemen. Hier eine Gegenüberstellung der beiden Denkweisen.
Divergentes Denken
Divergent denkende Menschen lösen Probleme, indem sie eine Vielzahl von Ideen und Lösungen generieren und diese dann weiterentwickeln und ausprobieren.
Lineares Denken
Konvergent denkende Menschen lösen Probleme, indem sie systematisch verschiedene Lösungsmöglichkeiten analysieren, bewerten und die beste Option auswählen.